Moor und Marsch.
23
erheblich ist auch der Nutzen, der von der Narbe des Hochmoors durch Hutungen und
Hieb von Heidplaggen zum Düngen und zur Streu gewonnen wird. Die „Moordamm-
Kultur" besteht in der Bedeckung des Tiefmoors, das vorher entwässert sein muß,
mit einer 11 cm starken Moorschicht, die aus Gräben entnommen ist, und dann
mit Sand. Dadurch werden die Wachstumsbedingungen für Ackerfrüchte so günstig
gestaltet, daß die derartig behandelten Böden an Höhe und Sicherheit der Erträge
dem besten Marschboden gleichkommen. Endlich aber hat der Chemiker das unan-
gegriffene Hochmoor selbst erobert, indem er den Bauer lehrte, künstlichen Dünger in
seine bare, blanke Narbe zu tun, und nunmehr wogen auf der ehemaligen Wüstenei
die schönsten Roggenfelder, während die Niedermoore zu ertragreichen Wiesen oder
Weiden aufgebessert werden.
Dennoch beruht die zweckmäßigste Nutzung auf der Fehnwirtschaft (Fenn, Fehn,
Venn — Morast). „Sie bedingt^ zunächst die völlige Abtorfung der Fläche, wobei
die oberste, als Brenntorf nicht verwendbare Schicht, die .Bunkerde' (Moostorf und
Heiderde), in Stücken von 0,30 — 1 m ,abgebunkt', d. h. auf den schon abyetorsten
Untergrund geworfen wird. Sodann wird sie mit mindestens 10 cm Sand bedeckt,
der mit der obersten Schicht der Bunkerde durch mehrmaliges Pflügen eng vermischt
wird. Die so gewonnene Ackerkrume verlangt in der ersten Zeit eine sehr starke
Düngung, gibt dann aber vorzügliche und sichere Ernten. Die Bunkerde verzehrt sich
in wenigen Jahrzehnten, und es bleibt, da der Untergrund des Moores meistens aus
schwach eisenhaltigem Sand und nur ganz selten aus Lehm und Klei besteht, ein Humus-
reicher Sand als Ackererde zurück." Damit aber dieses erfreuliche Ergebnis erzielt
werden kann, ist eine umfangreiche Wasserwirtschaft Vorbedingung. Ein Hauptkanal
vom abzutorfenden Moor nach dem nächsten Flusse oder einem andern Kanal muß
gezogen werden, und wenn das Werk recht gedeiht, begleitet ihn später ein paralleler
Wasserzug für die schnellere Hin- und Rückfahrt: beide werden durch rechtwinklig
einlaufende Kanäle vereinigt. Die Hauptwieke ist „die Mutter der Fehntjers, die ihm
Milch und Brot gibt". An sie gliedert sich das Netz der kleineren Wasserstraßen, der
Inwieken und Hinterwieken, daneben auch der Landstraßen, und wenn da günstige
Absatz- und auch Abwässerungsbedingungen vorhanden sind, entwickelt sich im Laufe
der Jahrzehnte ein rechtwinklig gegliedertes Gitterwerk von Gehöften, schließlich eine
Stadt. In mustergültiger Weise ist die Fehnfrage gelöst worden von der holländischen
Stadt Groningen, aber die niedersächsischen Fehne sind — mit Ausnahme der olden-
burgischen und der älteren im Reg.-Bez. Stade ans dem 18. Iahrh. — weit hinter
diesem Muster zurückgeblieben. Die meisten sind aus Mangel an Erfahrung oder an
Mitteln in minder gelungenen Versuchen steckengeblieben; auch das Papenburger, eins
der größten unter den deutschen, steht den holländischen stark nach. Die für alle nord-
westlichen Moore wirkende Zentral-Moorkommission in Bremen und ihre Versuchs-
station haben Wesentliches erzielt, aber große praktische Erfolge werden erst gewonnen
werden durch holländische Lehrmeister, die ihr Werk im Burtanger Moor begonnen
haben. Neuerdings hat eine starke, vom Staate geförderte Bewegung eingesetzt, die
Moore der Besiedlung zu gewinnen, sie hat vor allem die Nutzbarmachung der Hoch-
moore, nicht die Fehnwirtschaft zum Ziele, und in Hannover ist die erste amtliche
„Moorstelle" ins Leben getreten. Ihre Aufgabe ist es, alle bisherigen Erfahrungen
in der Moorkultur zu sammeln und zu verwerten.
Da, wo die Flüsse langsam und an den Küsten durch die Flut gestaut zum Meere
ziehen, lassen sie den Schlamm zu Boden fallen, den sie aus dem Berglande mit sich
führen, und dieser bildet dann das Marschland, das an den breiten Mündungsbusen
unserer großen Ströme sich am weitesten ausgedehnt. Zwischen den Mündungen der
Elbe und der Ems liegen 3386 qkm solchen Bodens, von dem etwa die Hälfte zweimal
täglich von Salzwasser überspült werden würde, wenn er nicht künstlich geschützt wäre.
' E.stumpfe, Die Besiedelung der deutschen Moore. Leipzig 1903, S. 104 ff.
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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7. Die Moore zwischen dem Dümmer und der Aller. — 8. Die Lüneburger Heide. 29
Nienburg, das ist Neue Burg, Stadt (10) rechts an der Weser, alter Brücken-
und Hafenort, der auch allerlei Großgewerbe treibt. Im übrigen haben sich in dem
Ackerbau treibenden Dreieck zwischen Weser, Aller und der Breite von Hannover,
abgesehen von Celle (f. S. 30), nur kleinere Orte entwickelt, so an der unteren Aller
Ahlden, in dessen Schlosse 1694-1722 die „Prinzessin von Ahlden" lebte, die un-
glückliche Sophie Dorothea. - Im Gebiete der Fuse Burgdorf (4) und das Dorf
Sievershausen, bei dem 1553 Moritz von Sachsen fiel,' Denkmal. - An der oberen
Aller Gifhorn (4) und etwas abseits vom Flusse Fallersleben, Mittelpunkt von
mehreren Kaliwerken. Hier wurde 1798 Hofmann von Fallersleben geboren, der
Dichter von „Deutschland, Deutschland über alles".
8. Die Lüneburger Heide (f. Titelbild!)
besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadefchen aus verschiedenen Höhenzügen, die
zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden.
Sie erreicht 169 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen
Anzahl von Flüssen; nach der Aller und der Weser hin senkt der Rücken sich
langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Bedeckt ist er
großenteils mit den Landen, welche die Schmelzwasser der zurückgehenden
Gletscher der Eiszeit ausgebreitet haben.
Dem Begriff „Heide" wird in verschiedenen Gebieten ein abweichender Sinn .zu-
gründe gelegt. Im allgemeinen kann bei uns darunter ein offenes Gelände ohne
erheblichen Baumwuchs verstanden werden, wo die Holzgewächse im wesentlichen aus
niedrigen oder Halbsträuchern bestehen (so P. Graebner). Der Lüneburger Heidrücken
ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und wirklich auf weite Strecken hin eine
Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpfriem Gesellschaft
leisten". Der Kampf der Heide mit dem Walde dauert schon Jahrhunderte hindurch,
und der Wald ist im Nachteile durch das Abwärtsspülen der Nährstoffe aus dem
lockeren Sande, durch Abhauen (Lüneburger Salzwerk) und die Bildung des Ort-
steins, der die Baumwurzeln tötet (so Sennes). Andere Stellen sind mit Kiefern und
selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder auf-
zuforsten oder in den Senken die saftig grünen „ Rieselwiesen" anzulegen, die eben
hier ihre Heimat haben, gehen einen guten Gang. Großartige Aufforstungen durch
die Provinzialverwaltung liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Bram-
bostel, und bei den Bahnhöfen türmen sich die großen Stapel von Grubenhölzern, die
nach den westfälischen Bergwerken und in die Kaligruben gehen. Auch fehlt es
keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern, und das Einsammeln von Pilzen, Heidel-
und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapfer aushaltende
Heidschnucke ist dem Heidbauern, soweit er noch nicht mit modernem Landwirt-
schaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier, aber mit
der Heide verschwindet auch die Schnucke und umgekehrt. Es mögen noch höchstens
90000 dieser gehörnten Wollträger vorhanden sein. Über die Fischzucht siehe S. 49. —
Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen
Ausblick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Bäche, anheimelnde Gehöfte
unter alten Eichen, uralte Steingräber und vor allem im Hochsommer Hügelauf,
hügelab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden
Insektenlebens. Das sogenannte „Paradies der Heide", bei Fallingbostel an der
Böhme, mit seinem Saume von uralten, knorrigen Buchen ist recht malerisch. Aber
jetzt, wo die ehemalige Wildnis unter dem Andränge aus den umliegenden Groß-
städten und dem Anwachsen neuer Kulturen drauf und dran ist, das zu verlieren,
1 S. Bilderanhang S. 67.
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36
Iv. Pflanzen- und Tierleben.
monat Juli, und auf den Sommer kommen 30-34% aller Niederschläge.
An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich, denn es fallen hier in ihm
28-30°/» aller Niederschläge, im Frühling nur 18%.
Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Clausthal beobachtet
worden. An Schneetagen zählt Lingen 18, Braunschweig 41, Clausthal 72, der
Brocken 244 im Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der
„Gewitterecke", dem Sw, kommend.
Iv. Pflanzen- und Tierleben.
Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges
Gepräge gibt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide
(Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix).
Beide bedecken im Reg.-Bez. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32% des
Bodens und geben nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grund-
rente, als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt
würden. Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst
des Bodens, dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu
erhalten. Wird der Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calluna und
macht anderen Gewächsen Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im
Hoch-, nicht im Tiefmoore vor. Die Lalluna schwindet aber auch, wenn der Heide-
boden sich selbst überlassen ist und durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört
wird, denn alsdann wird sie in verhältnismäßig kurzer Zeit vom Waldwuchse über-
zogen, der noch im Mittelalter unsere jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch
unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen durch den Holzbedarf des uralten
Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach im allgemeinen folgender
gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen ein, sein Boden versumpft
und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit absterbenden Mooren (Hoch-
mooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem Buschwalde weichen,
wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte und wenn nicht der zu-
nehmende Ortstein das Einwurzeln der Waldbäume verhinderte. Cs gibt bei uns
keine sogenannten „Urheiden", denn die Lalluna wird nur etwa 15 Jahre alt, wird
aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen, sich zu erneuern, wobei
der Viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrückt K — Eine
Charakterpflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stech-
palme (Ilex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgibt und anzeigt, daß
an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Iahreswärme von mindestens C
und eine mittlere Ianuartemperatur von 0° herrscht. Rur der äußerste So unseres
Gebietes und damit der Harz ist ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei
Schichten, die genügend die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergibt allein schon
mit Sicherheit einen zeitweiligen starken Rückgang des Eises (s. S. 21). — Über Wald-
bedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen siehe S.47f.,über die Moore S.22f.
Die Tierwelt unseres Gebietes ist geradezu klassisch für die Lebeformen des
Moores und der Heide, mehr als in irgendeinem anderen Deutschlands. Von den in
diesem vorhandenen 77 Säugerarten kommen 64 bei uns vor, und ungemein reich ist
die Vogelfauna, denn sie umfaßt 260 Arten, nämlich fast 160 Arten von Singvögeln,
8 Spechts-, 11 Eulenarten. Mandelkrähe und Wiedehopf find sehr selten geworden,
verschwunden ist der Uhu. Ausgerottet find Nerz und Biber, an den noch Ortsnamen
* Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder
(Globus 1895, Bd. 70).
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Extrahierte Personennamen: Erica Ernst_L._L._Krause Ernst
12
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
Ausgenutzt wird das Moor zunächst zur Gewinnung von Torf, der in immer
mannigfaltigerer Weise verwertet wird. Doch ist dies eine Art Raubwirtschaft, die nur
dann zweckmäßiger ist, wenn unten guter Kleiboden gefunden wird; zumeist aber lagert
dürftiger Sand unten, und auch im Tiefmoore vergehen lange Jahre, ehe das Torfpolster
wieder die alte Höhe erreicht hat. Noch weniger gut steht es um das Abbrennen des
Moors, das zum Glück immer mehr abnimmt. Im Hochmoore wird die oberste Pflanzen-
decke im trocknen Frühjahr in Brand gesetzt, endlose Wolken braunen Moorrauchs
wälzen sich bis tief ins Mittelgebirge hinein, und in den durch die Asche gedüngten Bo-
den säet der arme Moorkolonist seinen Buchweizen. Aber nach etwa 6 Jahren ist die
Kraft des Bodens erloschen, und 30 Jahre muß er nun brach liegen. Nicht sehr erheb-
lich ist auch der Nutzen, der von der Narbe des Hochmoors durch Hutuugen und Hieb
von Heidplaggen zum Düngen und zur Streu gewonnen wird. Weit Bedeutenderes hat
geleistet die Fehnwirtschaft (Fenn, Fehn, Veen — Morast). Es werden Entwässerungs-
und Schiffahrtsgräben angelegt, der Torf zum Teil abgegraben und verfrachtet, und auf
dem übriggelassenen und mit dem Sande des Untergrundes gemengten Boden erblüht
behäbiges landwirtschaftliches Leben. Das sieht man an der Wümme, Oste, Hamme und
in Ostfriesland, ja die Stadt Papenburg mit ihrer rührigen Reederei ist aus einer Fehn-
kolonie erwachsen. Die „Moordamm-Kultur" besteht in der Bedeckung des Tief-
moors, das vorher entwässert sein muß, mit einer Sandschicht. Dadurch werden die
Wachstumsbedingungen für Ackerfrüchte so günstig gestaltet, daß die so behandelten Böden
an Höhe und Sicherheit der Ertrüge den besten Marschboden übertreffen. Endlich aber
hat der Chemiker das unangegriffene Hochmoor selbst erobert, indem er den Bauer lehrte
künstlichen Dünger in seine bare, blanke Narbe zu thuu, und nunmehr wogen auf der
ehemaligen Wüstenei die schönsten Roggenfelder. — Unter der Moordecke findet sich viel-
fach der Ort- oder Rafeneifenstein (f. S. 15s.).
Da wo die Flüsse langsam, aber ungehindert zum Meere ziehen, lassen sie den
Schlamm zu Boden fallen, den sie aus dem Berglande mit sich führen, und dieser bildet
daun das Marschland (7,3^ der Gesamtfläche von Hannover)'), das an den breiten
Mündungsbusen unserer großen Ströme sich am weitesten ausdehnt. Ist die Marsch
soweit in die Höhe gewachsen, daß sie über dem mittleren Spiegel des Meeres und der
Flüsse liegt, so wird sie durch Deiche geschützt. Dies sind Wälle mit steiler Innen- und
langsam abfallender Außenseite, welche letztere durch Stroh- oder Steinwandungen ge-
schützt ist. Ihre Unterhaltung kostet jährlich Hunderttausende. Die Binnengewässer werden
mittels Schleusen, Siele genannt, durch die Deiche hindurch abgelassen. Neu einge-
deichte Landstrecken heißen Polder; sie erinnern durch ihre Fruchtbarkeit an den Boden
Ägyptens, und im Anßendeichs-Lande reicht das saftige Gras dem weidenden Rindvieh
bis an den Bauch.
Vor der Küste ist durch das Spiel der Wellen und des Windes die Kette der Sand-
hinten2) aufgehäuft. Aber das ungestüm anbrandende Meer hat sie zerrissen und in
Inseln aufgelöst, es hat sich auch über das Marschland hinter den Inseln ergossen, da
es durch die Deiche nicht vollständig beschützt werden konnte. Im 14. Jahrh. begann der
Einbruch der See in die Gefilde, die jetzt der Dollart bedeckt, und entstand auch der
Jadebusen. „Nordsee, Mordsee". Das Schlamm- und Sandland der Watten
zwischen den Inseln und den Deichen wird täglich zweimal vom Seewasser bedeckt und
zweimal zum Teil trocken gelegt <Wattenpost nach Norderney!). Die Watten gewähren
ergiebigen Fischfang und für Küstenschiffe eine ruhige Fahrstraße vou der Südersee bis
zur Elbe. — Die Höhe einer gewöhnlichen Flut betrügt etwa 2 m, diejenige einer Sturm-
flut bis 8 m über dem Ebbespiegel.
Die Nordsee, besser das Deutsche Meer genannt, ist verhältnismäßig flach, in
der Nähe unserer Küsten selten über 20 m tief. Weit ragen in sie hinaus die sandigen
1) Die Geest umfaßt 73, das Bergland 19x-
2) S. die Bilder S. 52—53.
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
16
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
der aus der Verbindung des Sandes mit den Eisenteilen entsteht, welche die gestauten
Gewässer ablagern.
b. Im äußersten S.w. l. von der Ems erhebt sich der Boden noch ein-
mal zu einer Fortsetzung des Osnings, den Bentheimer Hügeln, in denen
trefflicher Sandstein gewonnen wird. Malerisch ragt der Bentheimer Schloß-
berg über dem Niederlande empor.
c. Den ganzen Lauf der Hase begleiten schwellende Wiesen; große Forst-
strecken sind sodann der Bentheimer Wald und das neubepflanzte Gebiet
s.o. vom Hümmling, dem Herzoge von Arenberg-Meppen gehörig. Bei Sögel
das in Gestalt eines Kegelspiels erbaute Schloß Clemenswerth, einst Jagd-
schloß der Bischöfe von Münster.
cl. Teils zum Deutschen Reiche, teils zu den Niederlanden gehört das
Bouju^rtanger Moor, benannt nach den „Tangen", d. s. Sandstreifeu,
welche es zangenartig durchziehen. S.ö. davon die Engdener Wüste.
Im Bourtauger Moore, einem der ebensten Teile Deutschlauds, befanden sich in
den 70 er Jahren auf einer Fläche von 400 qkm nur 12 menschliche Niederlassungen.
Aber man geht dem Moore jetzt thatkräftig zu Leibe durch Anlegung von Kanälen, und
vor allem wird der Süd-Nordkanal (f. S. 39) zu seiner Erschließung dienen. Es sind
blühende provinzielle Fehnkolonien angelegt, und auch auf der holländischen Seite rückt
die Besiedlung der Grenze immer näher.
Im Norden r. der Ems leitet das Netz der Papenburger Fehnkanäle
hinüber nach einem günstiger gestellten Gebiete, nämlich nach
8. (Dstfricöland.
„Ostfreesland is'n Pankook, de Rand is dat Beste dran", d. h. es ist
ähnlich beschaffen wie das Herzogtum Bremen, in der Mitte Geest und Moor,
an den Rändern Marschen.
a. Die ostfriesischen Moore sind besser besiedelt als im allgemeinen
die übrigen; auf dem Hochmoore hausen, zum Teil angezogen durch das
Urbarmachungsedikt Friedrichs des Großen, überall Moorkolonisten, von denen
sich manche durch Fleiß und Sparsamkeit aus ihrer Armut aufgeschwungen
haben. Blühender ist der Betrieb in den großen Fehnen, z. B. Rhauderfehn
und Großefehn. Ein Teil der Moorfeeen speist den Ems-Jade-Kanal.
I). Um das Hochmoor lagern sich die Grünlandsmoore und folgende
größere Marschlandschaften: zwischen Ems und Leda das Oberledinger
Land, l. der Ems das Reiderland, n. vom Dollart die Krummhörn,
n. von der viereckigen, immer mehr znschlammenden Ley-Bucht, au der N.w.-
küste, das Norder- und, weiter ö., das Harlingerland.
Auf den Tangen, die aus dem Bourtanger Moore bis ins Reiderland ziehen,
liegen stattliche, langgestreckte Ortschaften, die in ihrem Gepräge an das Alte Land er-
innern, während im Nord er- und imharlinger-Lande die Gehöfte meist vereinzelt
auf Werften <Wurten> stehen. Das Reiderland besitzt die fruchtbarsten Polder, denn viel
hat man der Ems bereits von ihrem Raube wieder abgerungen. Die Krummhörn
(d. i. entweder die Grimme Hörn, oder so benannt nach den auffällig krummen Wegen)
ist von Kanälen durchzogen, die zum Teil bei Emden münden (f. Bild S 53). Um die
Emsmündung herum liegt der Boden unter der Durchschnittshöhe des Meeres, überhaupt
kein Punkt des ostfriesischen Festlandes, ausgenommen den künstlich aufgeschütteten, 25 m
hohen Plitenberg bei Leer, höher als 20 in.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
18
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
Über dem n. Atlantischen Ozean ist der Luftdruck meistens sehr gering, das Queck-
silber im Barometer steht niedrig: es bildet sich sehr leicht ein barometrisches Minimum.
Nach dem Orte eines solchen strömen die Winde von allen Seiten zusammen, und indem
es n.o.-wärts an den Küsten Europas vorüberwandert, zieht es die westlichen Winde über
unser Land spiralförmig nach sich. Der N.w.-Wind ist zwar nicht der am häufigsteu
auftretende, aber der ranheste und heftigste; davon zeugen die Bäume, die sich nach S.o.
hinüberbiegen und an der „Wetterseite" mit Moos und Schorf bekleiden. An der Küste
hemmt der N.w. den Baumwuchs, auf den Inseln gedeihen Bäume ungeschützt nicht
mehr. Plötzliches Hereinbrechen kalter N.- und O.-Winde erzeugt im Mai die Kälte-Rück-
fälle mit den schädlichen Nachtfrösten, die häufig um den 11.—13. Mai einfallen, daher
der böse Ruf der „drei gestrengen Herren": Mamertus, Pankratius, Servatius.
Durch die jäh und rasch wechselnd einsetzenden Winde wird namentlich das Küstenklima
sehr veränderlich. — Hier weht an heißen Tagen die Luft vom Meere während des
Tages als Seewind nach dem stärker erwärmten Lande, umgekehrt des Nachts der Land-
wind nach dem alsdann wärmeren Meere.
4) Den Seewinden verdanken wir es, daß unsere Heimat in ihren küsten-
nahen Teilen eine um etwa 60 mm größere Regenhöhe hat als das nord-
deutsche Flachland im allgemeinen. Die nach N.w. gerichteten Ecken unserer
Mittelgebirge fangen die meisten Regenwolken auf; s. den Brocken S. 6.
Der trockenste Monat ist der April, der regenreichste der Heu- und Ferien-
monat Juli. An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich.
Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Klansthal beobachtet.
An Schnectagen zählt Lingen 18, Brauuschweig 41. Klausthal 72, der Brocken 244 im
Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der „Gewitterecke", dem
Südwesten, kommend.
Iv. Pflanzen- und Tierleben.
Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges Ge-
präge giebt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide
(Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix).
Sie bedecken im R.b. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32^ des Bodens.
Sie geben aber nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grnndrente,
als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt würden.
Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst des Bodens,
dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu erhalten. Wird der
Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calhma und macht anderen Gewächsen
Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im Hoch-, nicht im Tiefmoore vor.
Die Calhma fchwiudet aber auch, wenn der Heideboden sich selbst überlassen ist und
durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört wird, denn alsdann wird sie in
verhältnismäßig knrzer Zeit vom Waldwnchse überzogen, der noch im Mittelalter unsere
jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen
durch den Holzbedarf des uralten Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach
im allgemeinen folgender gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen
ein, sein Boden versumpft und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit ab-
sterbenden Mooren (Hochmooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem
Buschwalde weichen, wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte. Es giebt
bei uns keine sogenannten „Urheiden", denn die Calluna wird nur etwa 15 Jahre alt,
wird aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen sich zu erneuern, wobei
der.viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrücktl). — Eine Eharakter-
1) Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder
(Globus 1895, Bd. 70).
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Erica Ernst_L._L._Krause Ernst
6
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
der Rammberg (Viktorshöhe). Der Sockel des Ganzen senkt sich von 580 m
bei Klausthal bis zu 240 m im S.o. „Der Oberharz macht den Eindruck
einer hohen Bank, vor welcher der Unterharz wie ein breiter Fußschemel steht."
Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben. (Nach R. Aßmann.)
Die ganze Masse des Harzes erscheint gleichsam wie ein Berg, auf dem sich zahl-
reiche Gipfelspitzen erheben. Am wirkungsvollsten ist die Gipfelbildung in der Brocken-
gruppe'); darin der beherrschende Gipfel, auf dessen Kuppe und Abhang mächtige, oft
wunderlich gestaltete Granitbrocken (Hexenaltar, Hexenwaschbecken, Teufelskanzel) zerstreut
liegen. Der „Brakenberg", wie der älteste Name lautet (Braken = Dickicht), „den mit
Geisterreihen kränzten ahnende Völker", ist nie eine heidnische Opferstätte gewesen. Erste
Spnren der Sage vom Hexenspuk im 14. Jahrh.; erstes Häuschen auf dem Gipfel 1736;
jetzt trägt er ein dreistöckiges Gasthaus, einen Aussichtsturm, eine Wetterwarte und seit
1898 auch eiueu Bahnhof. Denn von Wernigerode führt durch die „Steinerne Renne",
das anmutige Thal der Holzemme, über Drei Annen und Schierke <600 in) die Adhäsions-
bahn, deren letzte Strecke, die sich in Windungen um den höchsten Kegel zur Brockeukuppe
hiuauszieht, 1899 dem Berkehr übergeben werden soll — nicht gerade zum Entzücken der
Naturfreunde, welche die Eigenart des Brockens dadurch geschädigt erachten. Diese Eigen-
art des Berges ist am schöusten besuugen von Goethe (Faust, Harzreise), der ihn dreimal
bestieg. — Die Bergkuppe und das Brockenfeld, das sich an sie lehnt, tragen Torf-
moore, die wie ein Schwamm das Wasser aufsaugen und die Gebirgsbäche speisen. Nach
allen Seiten rauschen sie hinab, keiner schöner als die Ilse, die im „dunklen Felsen-
rahmen" zwischen Jlsenstein und Westerberg bei Jlsenbnrg das Brockengebiet verläßt.
Die großartigsten Felsengebilde liegen in den Durchbruchsthälern der Flüsse beim Austritte
aus dem Gebirge, so die Granitfelsen der Roßtrappe und des Hexentanzplatzes an der
Bode bei Thale. Aus der Brockengegend kommen ferner: die Holzemme (zur Bode), die
Oker mit der Radau (zur Aller), die Oder mit der Sieber, zur Rhume, die bei Northeim
in die Leine geht. Die Oder ist gleich unterhalb ihrer Quelle ausgestaut zum Oder-
teiche, der als das größte Wasserbecken des Harzes durch den Rehberger Graben die
Betriebswässer des hochgelegenen St. Andreasbergs speist. — Bei Langelsheim verläßt den
Harz die Innerste, von der Klansthaler Hochfläche, die mit zahlreichen Seen
bedeckt ist, einem Erzeugnisse der Wolken, welche die w. Winde über den Oberharz jagen.
Hier fällt etwa die doppelte Menge der Niederschläge wie in der Stadt Hannover, ans
dem Brocken gar fast die 3 fache. — Dem Wanderer auf dem Untcrharze will es oft
scheinen, als ob er im Flachlande wandelte, bis ihn ein Blick in die unter ihm liegende
norddeutsche Ebene eines anderen belehrt. Nach O. zieht hier die liebliche Selke zur Bode.
Im rauhen Oberharz giebt es keinen Kornbau mehr, auch der Unterharz liefert
nur spärlich Feldfrüchte; dafür aber besitzt namentlich der erstere herrliche Wiesen und
Weiden, und der prangende Wald nimmt 80x des Bodens ein. In düsteren Tannen-
massen bedeckt er den Oberharz bis fast an den Gipfel des Brockens, als Laubwald steigt
er im Unterharz bis zu 599 m. Der Wald gewährt mit Waldarbeit, Köhlerei und Holz-
fuhren einem großen Teile der Bevölkerung Unterhalt, ebenso die Viehzucht auf dem Ober-
harze, und dazu spendet eine Erwerbsquelle die stetig wachsende Zahl der Sommergäste
i) Der Brocken liegt in der Prov. Sachsen, im Gebiete der Fürsten von Stolberg-
Wernigerode.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
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Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
2. Das (Dftfdlifcfye1) ober Ceme-Vergland.
Grenzen: Im S. der w. gerichtete Lauf der Leine und die unterste
Werra; im O. der Harz; im N. die Jnuerste vom Harz bis Hildesheim und
die Senke, in der die Eisenbahn von Elze nach Hameln laust; im W. die
Weser.
Die einzelnen Züge halten im ganzen die Harzer Streichungsrichtuug
inne, sind aber im einzelnen vielfach eingebogen, und unter ihnen bildet der
Hils sogar ein slaches Eirund. Dichter Laubwald aus den Höhen, in der
Niederung fette Äcker mit Weizen, Zuckerrüben und Tabak und dichtgedrängte
Ortschaften: so wird das landschaftliche Bild anmutig und an Abwechselung
reich. Wenige Bodenschätze mit Ausnahme der guten Bausteine. — Die breite
Thalsenke der Leine scheidet von Friedland an, wo der Fluß nach N. um-
biegt, das Bergland deutlich in eine w. und eine ö. Hälfte.
Das Gestein ist aus den Schichten entstanden, die von den Meeren abgelagert
wurden, die in der Sekundärzeit der Erde diese Gegenden überfluteten. Die drei Schich-
ten der Tri'as — Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper — sind aber oft so verschoben,
daß sie nicht über-, sondern nebeneinander liegen. Darüber und daneben lagern sich jäh
aussteigende Mauern von jüngerem Kalkstein, von Kreide, darunter dem Hilsstandstein.
Das Thal der Leine verläuft zwischen Keuper und Buntsandstein, der namentlich
auch das Wasser seiner Nebenflüsse Rhume und Innerste rot färbt.
Rechts von der Leine:
a. Das Eichsfeld wird durch den Oberlauf der Leine geteilt iu das zur
Provinz Sachsen gehörige, überwiegend von Muschelkalk überlagerte Obere und
das Untere (Hannoversche) Eichsfeld, eine wellenförmige Ebene von Buut-
sandstein mit starken Kuppen, z. B. den Schloßtrümmer tragenden Gleichen
(428 ni), am n.w. Rande. Das ganz mit Unrecht verrufene Hannoversche E.
ist fruchtbar, aber da der Grundbesitz durch stete Erbteilung in ganz kleine
Gehöfte zergliedert ist, zu sehr bevölkert. Die Ärmeren wandern im Sommer
als Arbeiter, Musikanten u. s. w. ius Flachland.
b. Der Göttinger Wald (438 m) zieht nordwärts bis zur Rode mit
meist sehr steilen Rändern. Aus stolzer Bergeshöhe die Ruine Plesse, tieser
gelegen der Hardenberg. N. über die Ganderheimer Senke hinaus bis in
die Nähe von Alfeld die Gandersheimer Ketten. N.ö. dahinter und durch
die fruchtbare Heber-Börde davon getrennt, der Heber.
c. N. von Alfeld die nach Norden umbiegenden Sieben Berge.
Die Gruppe bildet ein Kreidehochland, dessen durch die Erosion ausgezackte Ränder
sieben Einzelberge sgegen das Leinethal vorschieben. Diese „Sieben Brüder" bilden, in
eine Reihe geordnet und oben abgeplattet, das wirkungsvollste Bergstück des Leine-
landes.
d. N.ö. davon mehrere n.ö. streichende Bergzüge, die unter dem Namen
Hildesheimer Berge zusammengefaßt werden.
Links von der Leine:
e. S.w. von der Werra, zwischen ihr und der Fulda, größernteils im
i) Nach einem der 3 Teile des alten Sachsens benannt (f. S. 20). Der Begriff
,,Ostsalen" ist hier etwas weiter ausgedehnt, damit die südlicheren Höhenzüge der besseren
Übersicht halber hier angegliedert werden können.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Landschaftskunde. — Moore- Die Lüneburger Heide.
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Riffe, als die Überreste verschlungenen Geestbodens, die „Kirchhöfe der Schiffe", darunter
das schlimme Borkum-Riff. Mehrere Feuerschiffe und vier große Leuchttürme auf den
Inseln nebst kleineren auf dem Festlande suchen die Schiffahrt zu sichern, und zahlreiche
Rettungsstationen streben den Schiffbrüchigen der Mordsee menschenfreundlich zu helfen.
4. Die Moore zwischen der Aller und dem Dümmer.
a. L. der Weser. Zwischen dieser und der Aue das Große Moor,
jenseits der Aue das Wieting sm oor. Der 22 qkm messende Moorsee
Dümmer, 2—5 111 tief, ist der zweitgrößte in Niedersachsen und sehr fischreich.
b. R. der Weser. Geest, Moor und geringe Stücke Marschlandes
wechseln miteinander ab. Zwischen der Oker, Aller und dem Braunschweig-
schen der fruchtbare Lehmboden des Papenteichs, an den sich, nach S.o.
bis in die Nähe von Helmstedt vorspringend, der Hasenwinkel mit ergiebigen
Feldern anschließt.
5. Die Lüneburger Heide
besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadeschen aus verschiedenen Höhenzügen, die
zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden.
Sie erreicht 171 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen
Anzahl von Flüssen (welcher?); nach der Aller und Weser hin senkt der
Rücken sich langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab.
Der Rücken ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und ist wirklich aus weite
Strecken hin eine Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpsriem
Gesellschaft leisten". Andere Stellen sind mit Kiefern und selbst Fichten bestanden, und
die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder aufzuforsten oder in den Senken die
saftig grünen „Rieselwiesen" anzulegen, gehen einen guten Gang. Großartige Auf-
forstungen durch die Provinzial-Verwaltungen liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel
und Brambostel. Auch fehlt es keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern. Das Ein-
sammeln von Heidel- und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame,
tapser aushaltende Heidschnucke ist dem Heidebauern, der noch nicht mit modernem
Landwirtschaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier. —
Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen Aus-
blick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Heidbäche, anheimelnde Gehöfte unter
alten Eichen und vor allem im Hochsommer Hügel aus Hügel ab die purpurne Decke des
endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden Jnsektenlebens. Das sogenannte „Para-
dies der Heide", bei Fallingbostel an der Böhme, mit ihrem Saume von uralten, knor-
rigen Buchen ist sogar recht malerisch. Aus dem 55 qkm großen Truppen-Übungsplatze zu
Munster, Kreis Soltau, ist die Heide vollständig dem Anbau entzogen.
Ein besseres Gepräge weisen die Höhenzüge im n. und ö. Lüneburg
auf, ihr thoniger Boden trägt vielfach schönen Buchenwald. Sie beginnen n.
vom Bruchlande des Drömlings und ziehen in n.n.w. Richtung zum Teil
über die Elbe hinaus. Zu ihnen gehören der Lemgow [go], der Drawän,
die wild- und waldreiche Göhrde, sowie der Kalkberg bei Lüneburg.
Der östlichste Winkel des Landes zwischen der Elbe und der Provinz
Sachsen erinnert durch seinen Namen, das Wendland, daran, daß die Be-
wohner einst Slawen waren. Viel Eigentümliches haben sie sich noch bewahrt
im Körperbau, in Kleidung, Sitten und in der hufeisenförmigen Bauart der
„Rundlingsdörfer", die nur einen Eingang besitzen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Bevölkerung, — Bodennutzung. Viehzucht.
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4) Bodennutzung. Von je 100 qkm Landes entfielen auf folgende
Nutzungsarten:
in Ackerbau, Garten- (u, Wein)-Land Wiesen Weiden u. Hutungen Waldland Haus> u. Hof- räum, Wege u. Gewässer, Ödland
Braunschweig 51,6 9,8 4,1 29,9 4,6
Hannover. . 33.1 10,3 13,4 16,5 26,7
Preußen . . 50,6 9,4 6,3 23,5 10,2
D.reich . . 48,8 11 5,3 25,8 9.1
Diese Übersicht ergiebt, daß Br. zwar nicht viel Weideland besitzt, aber in Acker-
und Waldland den Verhältnissatz des Reiches und Preußens übertrifft, während H.
in jenen Beziehungen weit hinter allen dreien zurücksteht, da reichlich i/i seines Bodens
auf die 5. Spalte entfällt. Indessen würden seine Bauern die weiten, öden Moore und
Heiden, die iu dieser Ziffer die Hauptrolle spielen, im Ernste doch schwerlich als nutzlos
bezeichnen, da sie als „geringe Hutungen" und durch ihren Torfbau und Plaggenhieb einen
keineswegs verächtlichen Ertrag bieten. Hinwieder besitzt Hannover in den Nordseemarschen
einen Boden von einer Ertragfähigkeit wie kein anderes Gebiet im ganzen Reiche.
a. Die Ertragfähigkeit des überhaupt zum Ackerbau benutzten Bo-
d ens bleibt zwar in H., abgesehen von Kartoffeln und Hafer, durchschnittlich um y4 hinter
der des glücklicheren Br. zurück, aber sie ist trotzdem nicht gering, denn sie übertrifft in
allen Bebauungsweisen außer in Wiesengras den Durchschnitt des Staates Preußen und des
Reiches. Berechnet man den Wert des Bodens nach dem Reinertrage der Grundsteuer, so
ergiebt sich als Stufenfolge für die R.b. Hannovers: Hildesheim, Aurich, Hannover.
Stade, Osnabrück, Lüneburg. Hildesheim bringt 29,3 Jl auf 1 Hektar auf, Lüneburg 9!
In H. nimmt der Roggen 24, die Wiese 23, der Hafer 13 % des überhaupt land-
wirtschaftlich benutzten Bodens ein, in Br. überwiegen dieselben Bestellungsarten nebst
Weizen und Zuckerrüben. In jenem liegen 2,2 % (5 qkm), in Br. nur 0,2x der im
Reiche zum Tabakbau benutzten Fläche.
b. Ganz besonders auffällig ist der Unterschied im Wald bestände. In Br. um-
faßt dieser 29,» % des Bodens, im R.b. Hildesheim gar 36, aber in ganz H. nur 16,5,
im R.b. Stade 7, in Aurich gar nur 2,2. Der Wald liebt zwar nicht gerade den rauhen
Nordwest von der See her, aber er vermag ihn doch zu ertragen, und viel wird jetzt in
Aurich und Stade wieder gebessert, wie im Lüneburgischen fortdauernd geschieht, durch
Anpflanzung der genügsamen Kiefer, die im Moor- wie Sandboden fortkommt. In
Br. ist der Kreis Blankenburg das eigentliche Waldland. In H. überwiegt bei weitem
das Nadelholz, in Br. der Laubwald. In diesem ist die Buche der Hauptbaum, mit
46 % der Forstfläche in Br., 19 X in H., die Eiche überschreitet in keinem 7 %.
5) Viehzucht. Auf 1 qkm kamen 1897 in abgerundeten Zahlen, wobei
die eingeklammerten den Bestand von 1883 bezeichnen:
| Pferde Rinder Schafe Schweine
Braunschweig (7)9 (25) 33 (66) 41 (27) 43
Hannover. . (5)6 (22) 28 (39) 25 (20) 34
Preußen . . (7)8 (25) 30 (42) 22 (17) 27
Weit günstiger stellt sich das Verhältnis für das dünnbevölkerte H., wenn der Vieh-
stand aus die Einwohnerzahl bezogen wird, denn dann steht es in allen diesen Vieharten
hoch über dem Durchschnitte Preußens. Auffallend ist auch iu uuseru beiden Ländern der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]