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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 23

1913 - Breslau : Hirt
Moor und Marsch. 23 erheblich ist auch der Nutzen, der von der Narbe des Hochmoors durch Hutungen und Hieb von Heidplaggen zum Düngen und zur Streu gewonnen wird. Die „Moordamm- Kultur" besteht in der Bedeckung des Tiefmoors, das vorher entwässert sein muß, mit einer 11 cm starken Moorschicht, die aus Gräben entnommen ist, und dann mit Sand. Dadurch werden die Wachstumsbedingungen für Ackerfrüchte so günstig gestaltet, daß die derartig behandelten Böden an Höhe und Sicherheit der Erträge dem besten Marschboden gleichkommen. Endlich aber hat der Chemiker das unan- gegriffene Hochmoor selbst erobert, indem er den Bauer lehrte, künstlichen Dünger in seine bare, blanke Narbe zu tun, und nunmehr wogen auf der ehemaligen Wüstenei die schönsten Roggenfelder, während die Niedermoore zu ertragreichen Wiesen oder Weiden aufgebessert werden. Dennoch beruht die zweckmäßigste Nutzung auf der Fehnwirtschaft (Fenn, Fehn, Venn — Morast). „Sie bedingt^ zunächst die völlige Abtorfung der Fläche, wobei die oberste, als Brenntorf nicht verwendbare Schicht, die .Bunkerde' (Moostorf und Heiderde), in Stücken von 0,30 — 1 m ,abgebunkt', d. h. auf den schon abyetorsten Untergrund geworfen wird. Sodann wird sie mit mindestens 10 cm Sand bedeckt, der mit der obersten Schicht der Bunkerde durch mehrmaliges Pflügen eng vermischt wird. Die so gewonnene Ackerkrume verlangt in der ersten Zeit eine sehr starke Düngung, gibt dann aber vorzügliche und sichere Ernten. Die Bunkerde verzehrt sich in wenigen Jahrzehnten, und es bleibt, da der Untergrund des Moores meistens aus schwach eisenhaltigem Sand und nur ganz selten aus Lehm und Klei besteht, ein Humus- reicher Sand als Ackererde zurück." Damit aber dieses erfreuliche Ergebnis erzielt werden kann, ist eine umfangreiche Wasserwirtschaft Vorbedingung. Ein Hauptkanal vom abzutorfenden Moor nach dem nächsten Flusse oder einem andern Kanal muß gezogen werden, und wenn das Werk recht gedeiht, begleitet ihn später ein paralleler Wasserzug für die schnellere Hin- und Rückfahrt: beide werden durch rechtwinklig einlaufende Kanäle vereinigt. Die Hauptwieke ist „die Mutter der Fehntjers, die ihm Milch und Brot gibt". An sie gliedert sich das Netz der kleineren Wasserstraßen, der Inwieken und Hinterwieken, daneben auch der Landstraßen, und wenn da günstige Absatz- und auch Abwässerungsbedingungen vorhanden sind, entwickelt sich im Laufe der Jahrzehnte ein rechtwinklig gegliedertes Gitterwerk von Gehöften, schließlich eine Stadt. In mustergültiger Weise ist die Fehnfrage gelöst worden von der holländischen Stadt Groningen, aber die niedersächsischen Fehne sind — mit Ausnahme der olden- burgischen und der älteren im Reg.-Bez. Stade ans dem 18. Iahrh. — weit hinter diesem Muster zurückgeblieben. Die meisten sind aus Mangel an Erfahrung oder an Mitteln in minder gelungenen Versuchen steckengeblieben; auch das Papenburger, eins der größten unter den deutschen, steht den holländischen stark nach. Die für alle nord- westlichen Moore wirkende Zentral-Moorkommission in Bremen und ihre Versuchs- station haben Wesentliches erzielt, aber große praktische Erfolge werden erst gewonnen werden durch holländische Lehrmeister, die ihr Werk im Burtanger Moor begonnen haben. Neuerdings hat eine starke, vom Staate geförderte Bewegung eingesetzt, die Moore der Besiedlung zu gewinnen, sie hat vor allem die Nutzbarmachung der Hoch- moore, nicht die Fehnwirtschaft zum Ziele, und in Hannover ist die erste amtliche „Moorstelle" ins Leben getreten. Ihre Aufgabe ist es, alle bisherigen Erfahrungen in der Moorkultur zu sammeln und zu verwerten. Da, wo die Flüsse langsam und an den Küsten durch die Flut gestaut zum Meere ziehen, lassen sie den Schlamm zu Boden fallen, den sie aus dem Berglande mit sich führen, und dieser bildet dann das Marschland, das an den breiten Mündungsbusen unserer großen Ströme sich am weitesten ausgedehnt. Zwischen den Mündungen der Elbe und der Ems liegen 3386 qkm solchen Bodens, von dem etwa die Hälfte zweimal täglich von Salzwasser überspült werden würde, wenn er nicht künstlich geschützt wäre. ' E.stumpfe, Die Besiedelung der deutschen Moore. Leipzig 1903, S. 104 ff.

2. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 29

1913 - Breslau : Hirt
7. Die Moore zwischen dem Dümmer und der Aller. — 8. Die Lüneburger Heide. 29 Nienburg, das ist Neue Burg, Stadt (10) rechts an der Weser, alter Brücken- und Hafenort, der auch allerlei Großgewerbe treibt. Im übrigen haben sich in dem Ackerbau treibenden Dreieck zwischen Weser, Aller und der Breite von Hannover, abgesehen von Celle (f. S. 30), nur kleinere Orte entwickelt, so an der unteren Aller Ahlden, in dessen Schlosse 1694-1722 die „Prinzessin von Ahlden" lebte, die un- glückliche Sophie Dorothea. - Im Gebiete der Fuse Burgdorf (4) und das Dorf Sievershausen, bei dem 1553 Moritz von Sachsen fiel,' Denkmal. - An der oberen Aller Gifhorn (4) und etwas abseits vom Flusse Fallersleben, Mittelpunkt von mehreren Kaliwerken. Hier wurde 1798 Hofmann von Fallersleben geboren, der Dichter von „Deutschland, Deutschland über alles". 8. Die Lüneburger Heide (f. Titelbild!) besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadefchen aus verschiedenen Höhenzügen, die zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden. Sie erreicht 169 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen Anzahl von Flüssen; nach der Aller und der Weser hin senkt der Rücken sich langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Bedeckt ist er großenteils mit den Landen, welche die Schmelzwasser der zurückgehenden Gletscher der Eiszeit ausgebreitet haben. Dem Begriff „Heide" wird in verschiedenen Gebieten ein abweichender Sinn .zu- gründe gelegt. Im allgemeinen kann bei uns darunter ein offenes Gelände ohne erheblichen Baumwuchs verstanden werden, wo die Holzgewächse im wesentlichen aus niedrigen oder Halbsträuchern bestehen (so P. Graebner). Der Lüneburger Heidrücken ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und wirklich auf weite Strecken hin eine Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpfriem Gesellschaft leisten". Der Kampf der Heide mit dem Walde dauert schon Jahrhunderte hindurch, und der Wald ist im Nachteile durch das Abwärtsspülen der Nährstoffe aus dem lockeren Sande, durch Abhauen (Lüneburger Salzwerk) und die Bildung des Ort- steins, der die Baumwurzeln tötet (so Sennes). Andere Stellen sind mit Kiefern und selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder auf- zuforsten oder in den Senken die saftig grünen „ Rieselwiesen" anzulegen, die eben hier ihre Heimat haben, gehen einen guten Gang. Großartige Aufforstungen durch die Provinzialverwaltung liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Bram- bostel, und bei den Bahnhöfen türmen sich die großen Stapel von Grubenhölzern, die nach den westfälischen Bergwerken und in die Kaligruben gehen. Auch fehlt es keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern, und das Einsammeln von Pilzen, Heidel- und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapfer aushaltende Heidschnucke ist dem Heidbauern, soweit er noch nicht mit modernem Landwirt- schaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier, aber mit der Heide verschwindet auch die Schnucke und umgekehrt. Es mögen noch höchstens 90000 dieser gehörnten Wollträger vorhanden sein. Über die Fischzucht siehe S. 49. — Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen Ausblick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Bäche, anheimelnde Gehöfte unter alten Eichen, uralte Steingräber und vor allem im Hochsommer Hügelauf, hügelab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden Insektenlebens. Das sogenannte „Paradies der Heide", bei Fallingbostel an der Böhme, mit seinem Saume von uralten, knorrigen Buchen ist recht malerisch. Aber jetzt, wo die ehemalige Wildnis unter dem Andränge aus den umliegenden Groß- städten und dem Anwachsen neuer Kulturen drauf und dran ist, das zu verlieren, 1 S. Bilderanhang S. 67.

3. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 36

1913 - Breslau : Hirt
36 Iv. Pflanzen- und Tierleben. monat Juli, und auf den Sommer kommen 30-34% aller Niederschläge. An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich, denn es fallen hier in ihm 28-30°/» aller Niederschläge, im Frühling nur 18%. Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Clausthal beobachtet worden. An Schneetagen zählt Lingen 18, Braunschweig 41, Clausthal 72, der Brocken 244 im Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der „Gewitterecke", dem Sw, kommend. Iv. Pflanzen- und Tierleben. Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges Gepräge gibt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide (Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix). Beide bedecken im Reg.-Bez. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32% des Bodens und geben nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grund- rente, als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt würden. Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst des Bodens, dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu erhalten. Wird der Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calluna und macht anderen Gewächsen Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im Hoch-, nicht im Tiefmoore vor. Die Lalluna schwindet aber auch, wenn der Heide- boden sich selbst überlassen ist und durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört wird, denn alsdann wird sie in verhältnismäßig kurzer Zeit vom Waldwuchse über- zogen, der noch im Mittelalter unsere jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen durch den Holzbedarf des uralten Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach im allgemeinen folgender gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen ein, sein Boden versumpft und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit absterbenden Mooren (Hoch- mooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem Buschwalde weichen, wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte und wenn nicht der zu- nehmende Ortstein das Einwurzeln der Waldbäume verhinderte. Cs gibt bei uns keine sogenannten „Urheiden", denn die Lalluna wird nur etwa 15 Jahre alt, wird aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen, sich zu erneuern, wobei der Viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrückt K — Eine Charakterpflanze unseres Gebietes ist die mit glänzenden Blättern ausgestattete Stech- palme (Ilex aquifolium) insofern, als sie einen Klimamesser abgibt und anzeigt, daß an den Stätten ihres Vorkommens eine mittlere Iahreswärme von mindestens C und eine mittlere Ianuartemperatur von 0° herrscht. Rur der äußerste So unseres Gebietes und damit der Harz ist ihr verschlossen, und ihr fossiles Vorkommen zwischen zwei Schichten, die genügend die Annahme längerer Kältezeiten rechtfertigen, ergibt allein schon mit Sicherheit einen zeitweiligen starken Rückgang des Eises (s. S. 21). — Über Wald- bedeckung und landwirtschaftliche Pflanzen siehe S.47f.,über die Moore S.22f. Die Tierwelt unseres Gebietes ist geradezu klassisch für die Lebeformen des Moores und der Heide, mehr als in irgendeinem anderen Deutschlands. Von den in diesem vorhandenen 77 Säugerarten kommen 64 bei uns vor, und ungemein reich ist die Vogelfauna, denn sie umfaßt 260 Arten, nämlich fast 160 Arten von Singvögeln, 8 Spechts-, 11 Eulenarten. Mandelkrähe und Wiedehopf find sehr selten geworden, verschwunden ist der Uhu. Ausgerottet find Nerz und Biber, an den noch Ortsnamen * Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder (Globus 1895, Bd. 70).

4. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 12

1899 - Breslau : Hirt
12 Landeskunde von Braunschweig und Hannover. Ausgenutzt wird das Moor zunächst zur Gewinnung von Torf, der in immer mannigfaltigerer Weise verwertet wird. Doch ist dies eine Art Raubwirtschaft, die nur dann zweckmäßiger ist, wenn unten guter Kleiboden gefunden wird; zumeist aber lagert dürftiger Sand unten, und auch im Tiefmoore vergehen lange Jahre, ehe das Torfpolster wieder die alte Höhe erreicht hat. Noch weniger gut steht es um das Abbrennen des Moors, das zum Glück immer mehr abnimmt. Im Hochmoore wird die oberste Pflanzen- decke im trocknen Frühjahr in Brand gesetzt, endlose Wolken braunen Moorrauchs wälzen sich bis tief ins Mittelgebirge hinein, und in den durch die Asche gedüngten Bo- den säet der arme Moorkolonist seinen Buchweizen. Aber nach etwa 6 Jahren ist die Kraft des Bodens erloschen, und 30 Jahre muß er nun brach liegen. Nicht sehr erheb- lich ist auch der Nutzen, der von der Narbe des Hochmoors durch Hutuugen und Hieb von Heidplaggen zum Düngen und zur Streu gewonnen wird. Weit Bedeutenderes hat geleistet die Fehnwirtschaft (Fenn, Fehn, Veen — Morast). Es werden Entwässerungs- und Schiffahrtsgräben angelegt, der Torf zum Teil abgegraben und verfrachtet, und auf dem übriggelassenen und mit dem Sande des Untergrundes gemengten Boden erblüht behäbiges landwirtschaftliches Leben. Das sieht man an der Wümme, Oste, Hamme und in Ostfriesland, ja die Stadt Papenburg mit ihrer rührigen Reederei ist aus einer Fehn- kolonie erwachsen. Die „Moordamm-Kultur" besteht in der Bedeckung des Tief- moors, das vorher entwässert sein muß, mit einer Sandschicht. Dadurch werden die Wachstumsbedingungen für Ackerfrüchte so günstig gestaltet, daß die so behandelten Böden an Höhe und Sicherheit der Ertrüge den besten Marschboden übertreffen. Endlich aber hat der Chemiker das unangegriffene Hochmoor selbst erobert, indem er den Bauer lehrte künstlichen Dünger in seine bare, blanke Narbe zu thuu, und nunmehr wogen auf der ehemaligen Wüstenei die schönsten Roggenfelder. — Unter der Moordecke findet sich viel- fach der Ort- oder Rafeneifenstein (f. S. 15s.). Da wo die Flüsse langsam, aber ungehindert zum Meere ziehen, lassen sie den Schlamm zu Boden fallen, den sie aus dem Berglande mit sich führen, und dieser bildet daun das Marschland (7,3^ der Gesamtfläche von Hannover)'), das an den breiten Mündungsbusen unserer großen Ströme sich am weitesten ausdehnt. Ist die Marsch soweit in die Höhe gewachsen, daß sie über dem mittleren Spiegel des Meeres und der Flüsse liegt, so wird sie durch Deiche geschützt. Dies sind Wälle mit steiler Innen- und langsam abfallender Außenseite, welche letztere durch Stroh- oder Steinwandungen ge- schützt ist. Ihre Unterhaltung kostet jährlich Hunderttausende. Die Binnengewässer werden mittels Schleusen, Siele genannt, durch die Deiche hindurch abgelassen. Neu einge- deichte Landstrecken heißen Polder; sie erinnern durch ihre Fruchtbarkeit an den Boden Ägyptens, und im Anßendeichs-Lande reicht das saftige Gras dem weidenden Rindvieh bis an den Bauch. Vor der Küste ist durch das Spiel der Wellen und des Windes die Kette der Sand- hinten2) aufgehäuft. Aber das ungestüm anbrandende Meer hat sie zerrissen und in Inseln aufgelöst, es hat sich auch über das Marschland hinter den Inseln ergossen, da es durch die Deiche nicht vollständig beschützt werden konnte. Im 14. Jahrh. begann der Einbruch der See in die Gefilde, die jetzt der Dollart bedeckt, und entstand auch der Jadebusen. „Nordsee, Mordsee". Das Schlamm- und Sandland der Watten zwischen den Inseln und den Deichen wird täglich zweimal vom Seewasser bedeckt und zweimal zum Teil trocken gelegt <Wattenpost nach Norderney!). Die Watten gewähren ergiebigen Fischfang und für Küstenschiffe eine ruhige Fahrstraße vou der Südersee bis zur Elbe. — Die Höhe einer gewöhnlichen Flut betrügt etwa 2 m, diejenige einer Sturm- flut bis 8 m über dem Ebbespiegel. Die Nordsee, besser das Deutsche Meer genannt, ist verhältnismäßig flach, in der Nähe unserer Küsten selten über 20 m tief. Weit ragen in sie hinaus die sandigen 1) Die Geest umfaßt 73, das Bergland 19x- 2) S. die Bilder S. 52—53.

5. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 16

1899 - Breslau : Hirt
16 Landeskunde von Braunschweig und Hannover. der aus der Verbindung des Sandes mit den Eisenteilen entsteht, welche die gestauten Gewässer ablagern. b. Im äußersten S.w. l. von der Ems erhebt sich der Boden noch ein- mal zu einer Fortsetzung des Osnings, den Bentheimer Hügeln, in denen trefflicher Sandstein gewonnen wird. Malerisch ragt der Bentheimer Schloß- berg über dem Niederlande empor. c. Den ganzen Lauf der Hase begleiten schwellende Wiesen; große Forst- strecken sind sodann der Bentheimer Wald und das neubepflanzte Gebiet s.o. vom Hümmling, dem Herzoge von Arenberg-Meppen gehörig. Bei Sögel das in Gestalt eines Kegelspiels erbaute Schloß Clemenswerth, einst Jagd- schloß der Bischöfe von Münster. cl. Teils zum Deutschen Reiche, teils zu den Niederlanden gehört das Bouju^rtanger Moor, benannt nach den „Tangen", d. s. Sandstreifeu, welche es zangenartig durchziehen. S.ö. davon die Engdener Wüste. Im Bourtauger Moore, einem der ebensten Teile Deutschlauds, befanden sich in den 70 er Jahren auf einer Fläche von 400 qkm nur 12 menschliche Niederlassungen. Aber man geht dem Moore jetzt thatkräftig zu Leibe durch Anlegung von Kanälen, und vor allem wird der Süd-Nordkanal (f. S. 39) zu seiner Erschließung dienen. Es sind blühende provinzielle Fehnkolonien angelegt, und auch auf der holländischen Seite rückt die Besiedlung der Grenze immer näher. Im Norden r. der Ems leitet das Netz der Papenburger Fehnkanäle hinüber nach einem günstiger gestellten Gebiete, nämlich nach 8. (Dstfricöland. „Ostfreesland is'n Pankook, de Rand is dat Beste dran", d. h. es ist ähnlich beschaffen wie das Herzogtum Bremen, in der Mitte Geest und Moor, an den Rändern Marschen. a. Die ostfriesischen Moore sind besser besiedelt als im allgemeinen die übrigen; auf dem Hochmoore hausen, zum Teil angezogen durch das Urbarmachungsedikt Friedrichs des Großen, überall Moorkolonisten, von denen sich manche durch Fleiß und Sparsamkeit aus ihrer Armut aufgeschwungen haben. Blühender ist der Betrieb in den großen Fehnen, z. B. Rhauderfehn und Großefehn. Ein Teil der Moorfeeen speist den Ems-Jade-Kanal. I). Um das Hochmoor lagern sich die Grünlandsmoore und folgende größere Marschlandschaften: zwischen Ems und Leda das Oberledinger Land, l. der Ems das Reiderland, n. vom Dollart die Krummhörn, n. von der viereckigen, immer mehr znschlammenden Ley-Bucht, au der N.w.- küste, das Norder- und, weiter ö., das Harlingerland. Auf den Tangen, die aus dem Bourtanger Moore bis ins Reiderland ziehen, liegen stattliche, langgestreckte Ortschaften, die in ihrem Gepräge an das Alte Land er- innern, während im Nord er- und imharlinger-Lande die Gehöfte meist vereinzelt auf Werften <Wurten> stehen. Das Reiderland besitzt die fruchtbarsten Polder, denn viel hat man der Ems bereits von ihrem Raube wieder abgerungen. Die Krummhörn (d. i. entweder die Grimme Hörn, oder so benannt nach den auffällig krummen Wegen) ist von Kanälen durchzogen, die zum Teil bei Emden münden (f. Bild S 53). Um die Emsmündung herum liegt der Boden unter der Durchschnittshöhe des Meeres, überhaupt kein Punkt des ostfriesischen Festlandes, ausgenommen den künstlich aufgeschütteten, 25 m hohen Plitenberg bei Leer, höher als 20 in.

6. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 18

1899 - Breslau : Hirt
18 Landeskunde von Braunschweig und Hannover. Über dem n. Atlantischen Ozean ist der Luftdruck meistens sehr gering, das Queck- silber im Barometer steht niedrig: es bildet sich sehr leicht ein barometrisches Minimum. Nach dem Orte eines solchen strömen die Winde von allen Seiten zusammen, und indem es n.o.-wärts an den Küsten Europas vorüberwandert, zieht es die westlichen Winde über unser Land spiralförmig nach sich. Der N.w.-Wind ist zwar nicht der am häufigsteu auftretende, aber der ranheste und heftigste; davon zeugen die Bäume, die sich nach S.o. hinüberbiegen und an der „Wetterseite" mit Moos und Schorf bekleiden. An der Küste hemmt der N.w. den Baumwuchs, auf den Inseln gedeihen Bäume ungeschützt nicht mehr. Plötzliches Hereinbrechen kalter N.- und O.-Winde erzeugt im Mai die Kälte-Rück- fälle mit den schädlichen Nachtfrösten, die häufig um den 11.—13. Mai einfallen, daher der böse Ruf der „drei gestrengen Herren": Mamertus, Pankratius, Servatius. Durch die jäh und rasch wechselnd einsetzenden Winde wird namentlich das Küstenklima sehr veränderlich. — Hier weht an heißen Tagen die Luft vom Meere während des Tages als Seewind nach dem stärker erwärmten Lande, umgekehrt des Nachts der Land- wind nach dem alsdann wärmeren Meere. 4) Den Seewinden verdanken wir es, daß unsere Heimat in ihren küsten- nahen Teilen eine um etwa 60 mm größere Regenhöhe hat als das nord- deutsche Flachland im allgemeinen. Die nach N.w. gerichteten Ecken unserer Mittelgebirge fangen die meisten Regenwolken auf; s. den Brocken S. 6. Der trockenste Monat ist der April, der regenreichste der Heu- und Ferien- monat Juli. An den Küsten ist auch der Herbst sehr regenreich. Die größte Regenhöhe an einem Tage ist mit 72 mm bei Klansthal beobachtet. An Schnectagen zählt Lingen 18, Brauuschweig 41. Klausthal 72, der Brocken 244 im Mittel. Die Gewitter treten am häufigsten im Juli auf, aus der „Gewitterecke", dem Südwesten, kommend. Iv. Pflanzen- und Tierleben. Die Bodenbedeckung, die einem großen Teile unseres Gebietes sein eigenartiges Ge- präge giebt, ist das Heidekraut, überwiegend bestehend aus der gemeinen Heide (Calluna vulgaris), daneben aus der fröhlicher aussehenden Doppheide (Erica tetralix). Sie bedecken im R.b. Lüneburg gegen 22, in Stade 28, Osnabrück 32^ des Bodens. Sie geben aber nach der Auffassung hannoverscher Forstleute eine höhere Grnndrente, als wenn sie „zur Hebung der Landeskultur" in Kiefernwälder verwandelt würden. Entstanden sind die Heiden zum Teil aus sich selbst heraus durch die Ungunst des Bodens, dessen feiner, kalkloser Sand nicht feucht genug ist, um Grasrasen zu erhalten. Wird der Boden hinreichend durchfeuchtet, so schwindet die Calhma und macht anderen Gewächsen Platz. Sie kommt demnach nur auf Sandboden und im Hoch-, nicht im Tiefmoore vor. Die Calhma fchwiudet aber auch, wenn der Heideboden sich selbst überlassen ist und durch menschliches Eingreifen in keiner Weise gestört wird, denn alsdann wird sie in verhältnismäßig knrzer Zeit vom Waldwnchse überzogen, der noch im Mittelalter unsere jetzigen Heideflächen bedeckt hat, aber durch unverständige Forstwirtschaft, im Lüneburgischen durch den Holzbedarf des uralten Salzwerkes, zerstört wurde. Der Kreislauf muß danach im allgemeinen folgender gewesen sein: Der Wald geht durch menschliches Eingreifen ein, sein Boden versumpft und vermoort, auf den völlig ausgewachsenen und damit ab- sterbenden Mooren (Hochmooren) siedelt sich die Heide an, und diese würde wieder dem Buschwalde weichen, wenn der Mensch nicht ihren Bestand künstlich unterhielte. Es giebt bei uns keine sogenannten „Urheiden", denn die Calluna wird nur etwa 15 Jahre alt, wird aber immer wieder durch Plaggenhieb und Weide gezwungen sich zu erneuern, wobei der.viehbiß, der den Wacholder verschont, den Waldwuchs unterdrücktl). — Eine Eharakter- 1) Ernst L. L. Krause, Die Existenzbedingungen der nordwestdeutschen Heidefelder (Globus 1895, Bd. 70).

7. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 6

1899 - Breslau : Hirt
6 Landeskunde von Braunschweig und Hannover. der Rammberg (Viktorshöhe). Der Sockel des Ganzen senkt sich von 580 m bei Klausthal bis zu 240 m im S.o. „Der Oberharz macht den Eindruck einer hohen Bank, vor welcher der Unterharz wie ein breiter Fußschemel steht." Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben. (Nach R. Aßmann.) Die ganze Masse des Harzes erscheint gleichsam wie ein Berg, auf dem sich zahl- reiche Gipfelspitzen erheben. Am wirkungsvollsten ist die Gipfelbildung in der Brocken- gruppe'); darin der beherrschende Gipfel, auf dessen Kuppe und Abhang mächtige, oft wunderlich gestaltete Granitbrocken (Hexenaltar, Hexenwaschbecken, Teufelskanzel) zerstreut liegen. Der „Brakenberg", wie der älteste Name lautet (Braken = Dickicht), „den mit Geisterreihen kränzten ahnende Völker", ist nie eine heidnische Opferstätte gewesen. Erste Spnren der Sage vom Hexenspuk im 14. Jahrh.; erstes Häuschen auf dem Gipfel 1736; jetzt trägt er ein dreistöckiges Gasthaus, einen Aussichtsturm, eine Wetterwarte und seit 1898 auch eiueu Bahnhof. Denn von Wernigerode führt durch die „Steinerne Renne", das anmutige Thal der Holzemme, über Drei Annen und Schierke <600 in) die Adhäsions- bahn, deren letzte Strecke, die sich in Windungen um den höchsten Kegel zur Brockeukuppe hiuauszieht, 1899 dem Berkehr übergeben werden soll — nicht gerade zum Entzücken der Naturfreunde, welche die Eigenart des Brockens dadurch geschädigt erachten. Diese Eigen- art des Berges ist am schöusten besuugen von Goethe (Faust, Harzreise), der ihn dreimal bestieg. — Die Bergkuppe und das Brockenfeld, das sich an sie lehnt, tragen Torf- moore, die wie ein Schwamm das Wasser aufsaugen und die Gebirgsbäche speisen. Nach allen Seiten rauschen sie hinab, keiner schöner als die Ilse, die im „dunklen Felsen- rahmen" zwischen Jlsenstein und Westerberg bei Jlsenbnrg das Brockengebiet verläßt. Die großartigsten Felsengebilde liegen in den Durchbruchsthälern der Flüsse beim Austritte aus dem Gebirge, so die Granitfelsen der Roßtrappe und des Hexentanzplatzes an der Bode bei Thale. Aus der Brockengegend kommen ferner: die Holzemme (zur Bode), die Oker mit der Radau (zur Aller), die Oder mit der Sieber, zur Rhume, die bei Northeim in die Leine geht. Die Oder ist gleich unterhalb ihrer Quelle ausgestaut zum Oder- teiche, der als das größte Wasserbecken des Harzes durch den Rehberger Graben die Betriebswässer des hochgelegenen St. Andreasbergs speist. — Bei Langelsheim verläßt den Harz die Innerste, von der Klansthaler Hochfläche, die mit zahlreichen Seen bedeckt ist, einem Erzeugnisse der Wolken, welche die w. Winde über den Oberharz jagen. Hier fällt etwa die doppelte Menge der Niederschläge wie in der Stadt Hannover, ans dem Brocken gar fast die 3 fache. — Dem Wanderer auf dem Untcrharze will es oft scheinen, als ob er im Flachlande wandelte, bis ihn ein Blick in die unter ihm liegende norddeutsche Ebene eines anderen belehrt. Nach O. zieht hier die liebliche Selke zur Bode. Im rauhen Oberharz giebt es keinen Kornbau mehr, auch der Unterharz liefert nur spärlich Feldfrüchte; dafür aber besitzt namentlich der erstere herrliche Wiesen und Weiden, und der prangende Wald nimmt 80x des Bodens ein. In düsteren Tannen- massen bedeckt er den Oberharz bis fast an den Gipfel des Brockens, als Laubwald steigt er im Unterharz bis zu 599 m. Der Wald gewährt mit Waldarbeit, Köhlerei und Holz- fuhren einem großen Teile der Bevölkerung Unterhalt, ebenso die Viehzucht auf dem Ober- harze, und dazu spendet eine Erwerbsquelle die stetig wachsende Zahl der Sommergäste i) Der Brocken liegt in der Prov. Sachsen, im Gebiete der Fürsten von Stolberg- Wernigerode.

8. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 8

1899 - Breslau : Hirt
8 Landeskunde von Braunschweig und Hannover. 2. Das (Dftfdlifcfye1) ober Ceme-Vergland. Grenzen: Im S. der w. gerichtete Lauf der Leine und die unterste Werra; im O. der Harz; im N. die Jnuerste vom Harz bis Hildesheim und die Senke, in der die Eisenbahn von Elze nach Hameln laust; im W. die Weser. Die einzelnen Züge halten im ganzen die Harzer Streichungsrichtuug inne, sind aber im einzelnen vielfach eingebogen, und unter ihnen bildet der Hils sogar ein slaches Eirund. Dichter Laubwald aus den Höhen, in der Niederung fette Äcker mit Weizen, Zuckerrüben und Tabak und dichtgedrängte Ortschaften: so wird das landschaftliche Bild anmutig und an Abwechselung reich. Wenige Bodenschätze mit Ausnahme der guten Bausteine. — Die breite Thalsenke der Leine scheidet von Friedland an, wo der Fluß nach N. um- biegt, das Bergland deutlich in eine w. und eine ö. Hälfte. Das Gestein ist aus den Schichten entstanden, die von den Meeren abgelagert wurden, die in der Sekundärzeit der Erde diese Gegenden überfluteten. Die drei Schich- ten der Tri'as — Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper — sind aber oft so verschoben, daß sie nicht über-, sondern nebeneinander liegen. Darüber und daneben lagern sich jäh aussteigende Mauern von jüngerem Kalkstein, von Kreide, darunter dem Hilsstandstein. Das Thal der Leine verläuft zwischen Keuper und Buntsandstein, der namentlich auch das Wasser seiner Nebenflüsse Rhume und Innerste rot färbt. Rechts von der Leine: a. Das Eichsfeld wird durch den Oberlauf der Leine geteilt iu das zur Provinz Sachsen gehörige, überwiegend von Muschelkalk überlagerte Obere und das Untere (Hannoversche) Eichsfeld, eine wellenförmige Ebene von Buut- sandstein mit starken Kuppen, z. B. den Schloßtrümmer tragenden Gleichen (428 ni), am n.w. Rande. Das ganz mit Unrecht verrufene Hannoversche E. ist fruchtbar, aber da der Grundbesitz durch stete Erbteilung in ganz kleine Gehöfte zergliedert ist, zu sehr bevölkert. Die Ärmeren wandern im Sommer als Arbeiter, Musikanten u. s. w. ius Flachland. b. Der Göttinger Wald (438 m) zieht nordwärts bis zur Rode mit meist sehr steilen Rändern. Aus stolzer Bergeshöhe die Ruine Plesse, tieser gelegen der Hardenberg. N. über die Ganderheimer Senke hinaus bis in die Nähe von Alfeld die Gandersheimer Ketten. N.ö. dahinter und durch die fruchtbare Heber-Börde davon getrennt, der Heber. c. N. von Alfeld die nach Norden umbiegenden Sieben Berge. Die Gruppe bildet ein Kreidehochland, dessen durch die Erosion ausgezackte Ränder sieben Einzelberge sgegen das Leinethal vorschieben. Diese „Sieben Brüder" bilden, in eine Reihe geordnet und oben abgeplattet, das wirkungsvollste Bergstück des Leine- landes. d. N.ö. davon mehrere n.ö. streichende Bergzüge, die unter dem Namen Hildesheimer Berge zusammengefaßt werden. Links von der Leine: e. S.w. von der Werra, zwischen ihr und der Fulda, größernteils im i) Nach einem der 3 Teile des alten Sachsens benannt (f. S. 20). Der Begriff ,,Ostsalen" ist hier etwas weiter ausgedehnt, damit die südlicheren Höhenzüge der besseren Übersicht halber hier angegliedert werden können.

9. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 13

1899 - Breslau : Hirt
Landschaftskunde. — Moore- Die Lüneburger Heide. 13 Riffe, als die Überreste verschlungenen Geestbodens, die „Kirchhöfe der Schiffe", darunter das schlimme Borkum-Riff. Mehrere Feuerschiffe und vier große Leuchttürme auf den Inseln nebst kleineren auf dem Festlande suchen die Schiffahrt zu sichern, und zahlreiche Rettungsstationen streben den Schiffbrüchigen der Mordsee menschenfreundlich zu helfen. 4. Die Moore zwischen der Aller und dem Dümmer. a. L. der Weser. Zwischen dieser und der Aue das Große Moor, jenseits der Aue das Wieting sm oor. Der 22 qkm messende Moorsee Dümmer, 2—5 111 tief, ist der zweitgrößte in Niedersachsen und sehr fischreich. b. R. der Weser. Geest, Moor und geringe Stücke Marschlandes wechseln miteinander ab. Zwischen der Oker, Aller und dem Braunschweig- schen der fruchtbare Lehmboden des Papenteichs, an den sich, nach S.o. bis in die Nähe von Helmstedt vorspringend, der Hasenwinkel mit ergiebigen Feldern anschließt. 5. Die Lüneburger Heide besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadeschen aus verschiedenen Höhenzügen, die zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden. Sie erreicht 171 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen Anzahl von Flüssen (welcher?); nach der Aller und Weser hin senkt der Rücken sich langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Der Rücken ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und ist wirklich aus weite Strecken hin eine Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpsriem Gesellschaft leisten". Andere Stellen sind mit Kiefern und selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder aufzuforsten oder in den Senken die saftig grünen „Rieselwiesen" anzulegen, gehen einen guten Gang. Großartige Auf- forstungen durch die Provinzial-Verwaltungen liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Brambostel. Auch fehlt es keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern. Das Ein- sammeln von Heidel- und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapser aushaltende Heidschnucke ist dem Heidebauern, der noch nicht mit modernem Landwirtschaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier. — Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen Aus- blick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Heidbäche, anheimelnde Gehöfte unter alten Eichen und vor allem im Hochsommer Hügel aus Hügel ab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden Jnsektenlebens. Das sogenannte „Para- dies der Heide", bei Fallingbostel an der Böhme, mit ihrem Saume von uralten, knor- rigen Buchen ist sogar recht malerisch. Aus dem 55 qkm großen Truppen-Übungsplatze zu Munster, Kreis Soltau, ist die Heide vollständig dem Anbau entzogen. Ein besseres Gepräge weisen die Höhenzüge im n. und ö. Lüneburg auf, ihr thoniger Boden trägt vielfach schönen Buchenwald. Sie beginnen n. vom Bruchlande des Drömlings und ziehen in n.n.w. Richtung zum Teil über die Elbe hinaus. Zu ihnen gehören der Lemgow [go], der Drawän, die wild- und waldreiche Göhrde, sowie der Kalkberg bei Lüneburg. Der östlichste Winkel des Landes zwischen der Elbe und der Provinz Sachsen erinnert durch seinen Namen, das Wendland, daran, daß die Be- wohner einst Slawen waren. Viel Eigentümliches haben sie sich noch bewahrt im Körperbau, in Kleidung, Sitten und in der hufeisenförmigen Bauart der „Rundlingsdörfer", die nur einen Eingang besitzen.

10. Landeskunde von Braunschweig und Hannover - S. 37

1899 - Breslau : Hirt
Bevölkerung, — Bodennutzung. Viehzucht. 37 4) Bodennutzung. Von je 100 qkm Landes entfielen auf folgende Nutzungsarten: in Ackerbau, Garten- (u, Wein)-Land Wiesen Weiden u. Hutungen Waldland Haus> u. Hof- räum, Wege u. Gewässer, Ödland Braunschweig 51,6 9,8 4,1 29,9 4,6 Hannover. . 33.1 10,3 13,4 16,5 26,7 Preußen . . 50,6 9,4 6,3 23,5 10,2 D.reich . . 48,8 11 5,3 25,8 9.1 Diese Übersicht ergiebt, daß Br. zwar nicht viel Weideland besitzt, aber in Acker- und Waldland den Verhältnissatz des Reiches und Preußens übertrifft, während H. in jenen Beziehungen weit hinter allen dreien zurücksteht, da reichlich i/i seines Bodens auf die 5. Spalte entfällt. Indessen würden seine Bauern die weiten, öden Moore und Heiden, die iu dieser Ziffer die Hauptrolle spielen, im Ernste doch schwerlich als nutzlos bezeichnen, da sie als „geringe Hutungen" und durch ihren Torfbau und Plaggenhieb einen keineswegs verächtlichen Ertrag bieten. Hinwieder besitzt Hannover in den Nordseemarschen einen Boden von einer Ertragfähigkeit wie kein anderes Gebiet im ganzen Reiche. a. Die Ertragfähigkeit des überhaupt zum Ackerbau benutzten Bo- d ens bleibt zwar in H., abgesehen von Kartoffeln und Hafer, durchschnittlich um y4 hinter der des glücklicheren Br. zurück, aber sie ist trotzdem nicht gering, denn sie übertrifft in allen Bebauungsweisen außer in Wiesengras den Durchschnitt des Staates Preußen und des Reiches. Berechnet man den Wert des Bodens nach dem Reinertrage der Grundsteuer, so ergiebt sich als Stufenfolge für die R.b. Hannovers: Hildesheim, Aurich, Hannover. Stade, Osnabrück, Lüneburg. Hildesheim bringt 29,3 Jl auf 1 Hektar auf, Lüneburg 9! In H. nimmt der Roggen 24, die Wiese 23, der Hafer 13 % des überhaupt land- wirtschaftlich benutzten Bodens ein, in Br. überwiegen dieselben Bestellungsarten nebst Weizen und Zuckerrüben. In jenem liegen 2,2 % (5 qkm), in Br. nur 0,2x der im Reiche zum Tabakbau benutzten Fläche. b. Ganz besonders auffällig ist der Unterschied im Wald bestände. In Br. um- faßt dieser 29,» % des Bodens, im R.b. Hildesheim gar 36, aber in ganz H. nur 16,5, im R.b. Stade 7, in Aurich gar nur 2,2. Der Wald liebt zwar nicht gerade den rauhen Nordwest von der See her, aber er vermag ihn doch zu ertragen, und viel wird jetzt in Aurich und Stade wieder gebessert, wie im Lüneburgischen fortdauernd geschieht, durch Anpflanzung der genügsamen Kiefer, die im Moor- wie Sandboden fortkommt. In Br. ist der Kreis Blankenburg das eigentliche Waldland. In H. überwiegt bei weitem das Nadelholz, in Br. der Laubwald. In diesem ist die Buche der Hauptbaum, mit 46 % der Forstfläche in Br., 19 X in H., die Eiche überschreitet in keinem 7 %. 5) Viehzucht. Auf 1 qkm kamen 1897 in abgerundeten Zahlen, wobei die eingeklammerten den Bestand von 1883 bezeichnen: | Pferde Rinder Schafe Schweine Braunschweig (7)9 (25) 33 (66) 41 (27) 43 Hannover. . (5)6 (22) 28 (39) 25 (20) 34 Preußen . . (7)8 (25) 30 (42) 22 (17) 27 Weit günstiger stellt sich das Verhältnis für das dünnbevölkerte H., wenn der Vieh- stand aus die Einwohnerzahl bezogen wird, denn dann steht es in allen diesen Vieharten hoch über dem Durchschnitte Preußens. Auffallend ist auch iu uuseru beiden Ländern der
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